Hygiene und Planung
Diese Phase ähnelt sehr stark der Professionellen Zahnreinigung
Wie war der PSI?
Bei der routinemäßigen Untersuchung zur Früherkennung von Parodontitis PSI wurden bei Ihnen Hinweise auf eine Entzündung des Zahnhalteapparates entdeckt und deshalb ein Termin in unserer Prophylaxe-Sprechstunde vereinbart.
Befunderhebung / Dokumentation
Nun gehen wir der Sache auf den Grund.
Dabei wird die Tiefe der Zahnfleischtaschen rund um jeden Zahn gemessen und dokumentiert, Zahnbeläge und Blutungsneigung ebenfalls.
Mikrobiologischer Test
In manchen Fällen ist es sinnvoll, die Zusammensetzung des bakteriellen Biofilms in den Zahnfleischtaschen genauer zu untersuchen. Dieser Test gibt Hinweise darauf, ob und welche Antibiotika eingesetzt werden sollten.
Hinweise zur Mundhygiene
Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Hilfsmittel zur häuslichen Zahnpflege richtig anwenden.
Denn der Langzeiterfolg hängt von Ihrer Mitarbeit zu Hause ab. Und nur wer gut informiert ist, kann richtig mitarbeiten.
Vorbehandlung
Die erreichbaren Beläge und Auflagerungen werden entfernt, damit die Anzahl der Bakterien verringert wird und die Entzündung zurückgeht.
Politur und Fluoridierung
Abschließend werden die Zahnoberflächen mit speziellen Polierkelchen und -pasten poliert. Dadurch heften Beläge sich nicht mehr so leicht an.
Antragstellung bei der Krankenkasse
Kassen übernehmen die Kosten
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten der eigentlichen systematischen Parodontitisbehandlung, wenn vorher ein Antrag gestellt und genehmigt wurde. Antibiotika-Tabletten und Schmerzmittel werden auch von der Kasse bezahlt (bis auf die Rezeptgebühren).
Aber hierfür nicht:
Die Vorbehandlung, den eventuell notwendigen mikrobiologischen Taschentest, die Medikamente für die Full Mouth Desinfection und die regelmäßigen Sitzungen für die Nachsorge übernehmen die Kassen nicht.
Für den Antrag notwendig:
- Dokumentationsbogen mit allen Taschentiefen, Lockerungsgraden, Zahnfleischrückgang und freiliegenden Bi- und Trifurkationen*
- Beantwortung eines Fragenkataloges über Vorgeschichte und Gesundheit des Patienten.
- aktuelle Röntgenaufnahme/n aller Zähne
- Vitalitätstestung aller Zähne
* Verzweigungsstelle der Zahnwurzeln bei mehrwurzeligen Zähnen
Full Mouth Desinfection
"Gegen Bakterien helfen doch Antibiotika..." - Ja, aber...
Biofilm
Bakterien organisieren sich auf der Zahnoberfläche zu hochkomplexen Biofilmen. Stellen Sie sich vor, Sie haben Würstchen in Aspik vor sich. Die Würstchen sollen die Bakterien sein, der Aspik die Matrix, die die Bakterien um sich herum aufbauen.
Antibiotikum und Biofilm
Wenn Sie nun Soße über Ihre Sülze drüberkippen (die Soße sei ein Antibiotikum), dann kommt die Mehrzahl der Würstchen mit der Soße überhaupt nicht in Berührung. Deshalb muss der Biofilm erst mechanisch zerfetzt werden, damit ein Antibiotikum die Bakterien auch wirklich erreicht.
Es nützt also nichts, einfach nur Antibiotika zu schlucken. Überhaupt setzen wir Antibiotika normalerweise nur dann ein, wenn durch einen mikrobiologischen Test besonders aggressive Keime in höherer Anzahl in den Taschen nachgewiesen sind. Sie kommen zum Einsatz, nachdem die Entfernung aller Beläge erfolgt ist.
Der Dreck muss weg
Grundlage der systematischen PA-Therapie ist die vollständige Beseitigung aller bakteriellen Beläge bis in die tiefsten Zahnfleischtaschen hinein. Das geschieht unter Lokalanästhesie in ein bis zwei längeren Sitzungen in der Zahnarztpraxis.
Tip:
Die Behandlung ist für den Patienten ziemlich langweilig. Sie können sich zur Zerstreuung einen MP3-Player oder Ihr Handy samt Kopfhörern mitbringen und einem Hörbuch oder schöner Musik lauschen.
FMD = Full Mouth Desinfection
Eine Woche lang nach dem Eingriff sollten Sie Ihren Mund mit Chlorhexidin (CHX) behandeln. Damit wird die Anzahl der Bakterien im Mund weiter reduziert. Patienten, die Antibiotika verschrieben bekommen, nehmen diese ebenfalls in dieser Woche ein.
Neue Zahnbürste
Werfen Sie Ihre Zahnbürste, die Sie bis zum PA-Termin benutzt haben, bitte weg. Für die Woche nach der PA bekommen Sie von uns eine extra-weiche Zahnbürste, mit der Sie Ihre Zähne schön sauber halten. Nach Ende der FMD-Woche verwenden Sie bitte eine neue Bürste.
Verhaltenshinweise
Am Tag des Eingriffes
Sie können wieder Nahrung zu sich nehmen, wenn die Betäubung nachgelassen hat.
Nicht nur Weiches essen, sonst bleibt die Selbstreinigung durch das Kauen aus.
Ihre Verkehrssicherheit kann beeinträchtigt sein.
24 Stunden lang keine körperliche Anstrengung (z.B. Gartenarbeit, Sport, Schneeschippen, Sauna etc.)
Schonen Sie sich! Manche Patienten bekommen fiebrige Symptome.
Nicht rauchen!
(auch wenn’s schwerfällt)
Da Nichtrauchen die Chancen, Ihre Zahnbetterkrankung in den Griff zu bekommen, auf das Vierfache(!) steigert, sollten Sie ganz zum Nichtraucher werden.
Fangen Sie gleich heute damit an.
Medikamente in der Woche danach
CHX-Spüllösung:
Nach Frühstück und Abendessen eine Minute lang durch die Zahnzwischenräume pressen (Zeit unbedingt einhalten). Auch damit gurgeln.
Eine Woche lang.
CHX-Spray:
morgens und abends Rachen, Mandeln und Wangeninnenseiten einsprühen.
Eine Woche lang.
CHX-Gel:
zur Zahnzwischenraum- und Zungenreinigung.
Eine Woche lang.
Chlorhexidin (CHX) sollte nur stoßweise eingesetzt werden. CHX schlägt auf den Geschmackssinn und kann auch Verfärbungen auf den Zähnen verursachen. Deshalb die Mittel nach einer Woche absetzen, dann erholt der Geschmack sich wieder. Stellen Sie das übrig gebliebene Chlorhexidin beseite. Sie können es nach der nächsten Recallsitzung wieder ein paar Tage lang verwenden.
Schmerzmittel:
nach Bedarf
Antibiotika (falls verschrieben):
mit der Einnahme beginnen, sobald alle Taschen gereinigt sind. Eine Woche lang nehmen, nicht vorzeitig absetzen.
Bei unerwünschten Nebenwirkungen bitte Rücksprache mit uns halten. Während und bis zu 2 Tage nach der Einnahme keinen Alkohol.
Zahnpflege zu Hause in der Woche nach dem Eingriff
Nach der Behandlung kann das Zahnfleisch gereizt sein. Eventuelle Blutungen verschwinden durch gute Pflege in den nächsten Tagen.
Ziehen Sie den Zungenbelag täglich mit einem Zungenschaber oder einem umgedrehten Löffel ab. Bürsten Sie die Zunge abends mit Chlorhexamed-Gel 1%.
Tauchen Sie die Zwischenraumbürste vor der Reinigung der Zahnzwischenräume in das Chlorhexamed-Gel 1%.
Während der Full Mouth Desinfection-Woche bitte eine neue Zahnbürste benutzen. Da das Zahnfleisch durch den Eingriff ziemlich gereizt und empfindlich sein kann, am besten eine Bürste mit extra-weichen Borsten nehmen.
Die bekommen Sie von uns.
Ab Ende der Kur bitte wieder eine neue Bürste nehmen. Nach einer Woche dürfte das Zahnfleisch sich schon wieder so weit beruhigt haben, daß Sie wieder eine Bürste mit der Borstenhärte "mittel" wählen können.
Recall in der Praxis:
Parodontitis ist eine chronische Krankheit. Das heißt: Wer daran erkrankt ist, muss dauerhaft Nachsorge betreiben:
- gute häusliche Mundpflege
- Kontrolluntersuchungen durch den Zahnarzt
- regelmäßige Nachsorgesitzungen in der Zahnarztpraxis (Parodontale Erhaltungstherapie)
Da bei der häuslichen Zahnpflege nur maximal 2mm Taschentiefe erreicht werden können, müssen tiefere Taschen in regelmäßigen Abständen professionell in der Praxis gereinigt werden.
Die Häufigkeit der Recalltermine richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und dem individuellen Erkrankungsrisiko des Patienten.
Bei Antibiotika-Kur-Patienten muss regelmäßig alle drei Monate eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden, um den Erfolg der Behandlung zu sichern.
Nehmen Sie die Nachsorgetermine unbedingt regelmäßig wahr! Sonst besteht die Gefahr, dass die Erkrankung wieder aufflammt und die Zerstörung des Zahnhalteapparates sich fortsetzt.
Der Erfolg der Therapie hängt stark von Ihrer Mitarbeit ab.
Sonst noch was?
"längere" Zähne
Entzündetes Zahnfleisch ist geschwollen. Nach Abklingen der Entzündung und Abschwellen des Zahnfleisches sehen die Zähne deshalb oft länger aus. Mehr Wurzeloberfläche liegt frei.
Zahnhals
Die Zahnkrone wird durch den harten, widerstandsfähigen und unempfindlichen Zahnschmelz geschützt. Die freiliegende Wurzeloberfläche dagegen nicht.
empfindlicher + anfälliger
Freiliegende Wurzeloberflächen sind häufig sehr empfindlich auf heiß und kalt.
Auch die Kariesanfälligkeit ist hier 10mal höher als an schmelzbedeckten Oberflächen. Deshalb schön sauber halten. Und selten Süßes!
© 2017 Dr. Imogen Wilde
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